Liebe Zugereiste, Einwanderer und Fremdkultur importierende Strammdeutschverängstiger.
Willkommen zum kleinen Leitfaden eines Kulturereignisses, dass sich gewaschen hat. Der Heiligabend. (Hall auf der tiefer gepitchten Stimme) Der Konsumorgasmus der deutschen Mittelschicht. Der Rettungsschirm des Einzelhandels! Die Streikwoche der Amazon-Mitarbeiter. Der Tag, an dem selbst die Pandemiebekämpfung frei hat.
Der 24.Dezember ist seit jeher der wichtigste Feiertag der Christen, auch wenn er nicht das größte christliche Fest ist. Nur leider hat es Ostern mit seiner peinlichen Vermarktungsstrategie leider sauber verkackt. Dazu aber mehr am Ostersonntag.
An Weihnachten, liebe Integrationswillige, feiern die "Christen" in der Regel die Geburt des Sohn Gottes, ein Kollege namens Jesus. Der hat dann ziemlich coole Sachen gemacht, die der Grund für einige kulturelle Festivitäten in den christlich geprägten Ländern ist. Aber der Reihe nach.
Hier wurde er lediglich in einem Stall zur Welt gebracht. Gott schwängerte Maria klammheimlich und ihr Mann Josef nahm das einfach so hin. Fragt nicht, damals war das scheinbar kein so großes Ding wenn die Frau mit solchen Ausreden nach Hause kam. Da sie aber keine Butze zum gebären und übernachten hatten, machten sie es sich kurzerhand in einem Stall bequem und brachten den Kleinen dort zur Welt. Dann kamen noch 3 heilige Könige aus dem Morgenland rum und schenkten der Familie Weihrauch, Gold und Myrrhe (fragt nicht, da kommt noch ein extra Blog-Eintrag).
Soweit die Geschichte. Dann kam Coca-Cola ins Spiel und macht draus ein Marketing-strategisches Schlaraffenland!
Stellt euch vor:
Ein warmes kuscheliges zuhause, Feuer im Kamin, ein festlich geschmückter Baum, umringt von Geschenken im glitzernden Geschenkpapier. Besinnlichkeit. So viele nette Worte zum Fest und liebevolle Familieneinigkeit. Ach. Dieses Fest macht so einiges richtig… in der Werbung.
Die Realität sieht immer so anders aus, als man das von irgendwoher kennt, obwohl man nicht mal sagen könnte, woher. Denn es eskaliert fast immer!
Der sonst so vorausschauende Deutsche hat hier jedes Jahr einen kleinen Rechenfehler in seinem Zeitmanagement. Der Tag hat auch in der Weihnachtszeit nur 24 Stunden. Das mag verstörend klingen, erklärt jedoch, warum folgende Schritte in einem Tageszyklus nicht vereinbar sind:
Dann ist es ca 9 Uhr und man ist den Rest des Tages damit beschäftigt, alles was man am Vormittag erledigt hat, nochmal ordentlich zu machen, weil es doch nicht perfekt ist.
Sobald dann die komplette Familie beginnt sich in einem Raum zu versammeln beginnt der Stress. Die Kinder, die derartige Kleidung über 364 tunlichst mieden, versuchen sich durch massives Fehlverhalten scheinbar herauszuwinden, während die älteren Generationen sich den Appetit mit den verbrannten Plätzchen und Glühwein verderben.
Gegen Abend beginnt die große Frage: Zuerst Bescherung oder erst Essen? Um den Frieden zu wahren UND damit die Kinder sich nicht in 30 Sekunden am rohen Fonduefleisch vergiften, dürfen diese schonmal auspacken.
Die Wahl des Essens an heilig Abend ist von Familien zu Familien unterschiedlich. Während manche festlich das Raclette und Fondue gleichzeitig auftischen und aus Tradition einen weiteren Teller mit decken (keine falsche Hoffnung: An diesem Abend darf man definitiv nicht mit Nächstenliebe rechnen) wird in anderen Familienstrukturen nur Würstchen mit Kartoffelsalat vorgesetzt, welche an die Mittagspause bei der Ferienarbeit am Bau erinnert.
Gefressen wird so oder so. Beim Fondue wird im Schichtsystem gearbeitet. Jeder Teilnehmer bekommt 2-3 Stäbchen die abwechselnd bestückt wie Schaschlikspieße ins heisse Öl getaucht werden. Zeit ist ein knappes Gut an Weihnachten!
Wenn bei allen dann der Magenschmerz einsetzt, beginnt die schwerfällige Restbescherung der älteren Familienmitglieder. Dauerrenner seit Jahren: Gutscheine!
Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Krawatten und Socken nicht immer zu einer erfolgreichen Bescherung beitrugen, und so entschied man sich für eine einfallslosere Variante, damit der Beschenkte sich das richtige aussuchen kann. Volltreffer.
Missglückt wäre das dann natürlich dennoch, wenn der Gutschein nicht mit den Interessen des Beschenkten kohärent ist.
Nach der Bescherung und dem Essen beginnt der angenehme Teil. Die Ü40 betrinken und streiten sich
Die Ü18 schnappen sich ihre Weihnachtskuverts und brechen auf, um des Nachts in einer Bar oder Disco zu eben jenes in Alkohol zu investieren und anschliessend zu erbrechen. Neuerdings kommen sie aber nach 20 Minuten unverrichteter Dinge wieder, weil die Ministerpräsidentenkonferenz vor ner Stunde nun doch wieder alles dicht gemacht hat. Bleibt zu hoffen, dass eine Spielekonsole unter dem Baum lag.
Die U18 schlafen mit Ihren neuen Spielsachen irgendwo ein.
Aber eigentlich dient der heilig Abend nur noch dazu, um mit dieser Fress- und Sauforgie den Magen auf die folgenden Feiertage vorzubereiten, die dem Körper mehr Schaden zufügen werden als ein Bauchschuß.
Frohe Weihnachten.