Aschermittwoch


UPS. So lange ist der Blog noch nicht am Start, aber jetzt schon einen wichtigen Termin verpasst… Asche auf mein Haupt. Also hier. Alles Gute nachträglich zum Aschermittwoch.

Kaum hat man nur noch ein Fiepen als Überbleibsel der dummen Dauerbeschallung niveauloser Musik im Ohr (wir erinnern uns), kehren alle Menschen in Ihre normale Haut und Ihren Alltag zurück. Naja nicht ganz. Denn der Aschermittwoch steht nun an. Für die Kulturfremden unter Euch: Es ist der Beginn der Fastenzeit. Jesus begab sich 40 Tage in die Wüste und fastete. Wow. Als gläubiger Christ tut man das nun auch. Zumindest nennt man es die Fastenzeit. 40 Tage. Na hört mal, das wäre ja der wirtschaftliche Ruin der westlichen Welt. Also: Nur richtig fasten am Aschermittwoch und an Karfreitag, dem Anfang und dem Ende. Boah ey. 2 Tage auf alles verzichten!!! Wo gibt’s denn sowas?

In der Tat empfindet es der Durchschnittsdeutsche mittlerweile als echte Herausforderung, verzichten zu müssen. Und in der Tat sind an diesem Tag die Dönerspieße in Deutschland am morgen nicht wirklich schmaler als sonst, weil heute sich ja alle Christen an den Fast und Abstinenztag halten werden. Und übrig bleiben wird davon am Ende des Tages sicher auch nichts.

Die Musik ist aus den Autos so laut wie eh und je, die Kinder naschen ihre Süßigkeiten wie ein Grundnahrungsmittel, und der Amazon-Paketzusteller wird auch heute mit seinen 23 Jahren wie an jedem anderen Tag schmerzlich an seinen Meniskus und sein Iliosakralgelenk erinnert. Es wird nur halbherzig bis gar nicht gefastet, aber dafür gaaaaanz bestimmt (Ironielampe an) mit einem echt schlechten Gewissen weil heute ja der Aschermittwoch ist. (Lampe aus)

Und wenn nicht Corona wäre, würde sich ein alljährliches Phänomen ereignen:

In manchen Kneipen (vorwiegend in Bayern), wäre sicherlich um punkt 00:00Uhr die Musik abgedreht worde… Um in einer feierlichen Ansage die Bockbierzeit einzuläuten. Denn nun würde sie beginnen. Die süddeutsch gerpägten Bockbierfeste, an denen in jeder Kleinstadt mehr gesoffen werden würde, als am Kölner Karneval.

Es gibt aber auch noch so Menschen, die versuchen, an diesem Tag auf Fleisch zu verzichten. Sie kramen in Ihrem Kochbuch und im Internet nach aufwändigen vegetarischen Speisen, bei denen während der Zubereitung immer der sündige Gedanke keimt: „Mensch, jetzt noch Speckwürfel dazu…“ So avanciert der Aschermittwoch zu einem unerträglichen unsäglichen Hunger leidenden Tag, der nur schwer zu ertragen ist und in der Fleischgier vieler Deutscher um Punkt 00:00 Uhr in der Dönerbude endet. Wie gut dass die Fastenzeit nur diese zwei Tage hat. Was dazwischen ist, wird Amnäsie-mäßig unter den Teppich der „Ich-lass-mir-mein-Leben-nicht-von-einer-Religion-vorschreiben“-Argumentation gekehrt.