Nikolaustag


... oder auch neuerdings Zipfelmützenmanntag genannt, um haidnischen Familien auch eine der letzten Bastionen der autoritären Erziehung zu ermöglichen.

„Kind sei brav, sonst kriegst du vom Zipfelmützenmann/Nikolaus eine mit der Rute!“ war stets ein allseits beliebtes Druckmittel, um Kindern trotz der Laissez-Faire Entwicklung ein bisschen die Richtung vorzugeben und deren Wertevermittlung voranzutreiben. In manchen sehr hartnäckigen Fällen von Arschlochkindern ist sogar von Abtransport im Kartoffelsack nicht selten die Rede.

Welch Kulturereignis! Die Kinder müssen sich trotz der unsagbaren Advents-Wartestrapatzen mal sauber anziehen, die Haare Kämmen und einen Tag im Jahr den braven Mustersprössling mimen, damit der verkleidete Nachbar oder gar ein engagierter Statist den Kindern ein wenig Respekt beibringt. Man kann sogar davon ausgehen, dass dieser sonst scheinbar bedeutungslose Tag eines bescheuert gekleideten Irren dazu dient, um zu prüfen, ob die Festtagskleider der Kinder für Heilig Abend noch passen.
Die Bälger stehen dann vor einem peinlich kostümierten Mann, der stark an das weihnachtliche Logo der Coca-Cola-Trucks erinnert, trällern ein schlecht einstudiertes Lied, brabbeln verlegen und mit erbärmlichster Rhythmik ein Gedicht vor oder quälen gar eine Blockflöte mit einer Abart von Schneeflöckchen, weiß Röckchen und erhoffen sich die lang ersehnte „The Walking Dead – Nerf-Armburst“. Der erhoffte Effekt der Drohungen läuft ins Leere, da die vorherigen Jahre auch nichts passierte.

Der Zipfelmützenmann liest dann einen peinlichen Jahresrückblick vor, täuscht sein Entsetzen über so viel Ungehorsam vor und fuchtelt ein wenig mit zusammengebundenen Ästen herum. In manchen Familien, die noch einen drauf setzen wollen, rasselt ein nicht minder nach Alkohol duftender Mann in brauner Kluft mit seinen Ketten herum und grunzt gierig mit dem Kartoffelsack fuchtelnd in der anderen Hand herum, ob er das Kind endlich mitnehmen könne. Der Krampus. Leider wird dieser üble Geselle höchstwahrscheinlich in der haidnischen Version einfach wegrationalisiert, da dieser finanziell nicht tragbar ist und man womöglich nicht so viele Nachbarn bei sich haben möchte. Ist auch unangenehm, solche neugierigen Idioten, die stets die Einfahrt blockieren bei einem Familienfest im Haus haben zu müssen und die einem die Hausbar leer saufen. Schade eigentlich, denn auch Zipfelmützenmann hätte auch gerne einen Komparsen gehabt. Den „Lotterlumpen“, „Sackpacker“ oder „Verwahrlosboy“ hätte gute Vermarktungspotentiale.


Nix mehr verpassen.

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