Silvester


Liebe Querdenker-Trolle, rechte Kognitionsverweigerer und besorgtes Bürgertum. Ich verstehe Euch nicht. Ihr lamentiert über die beschissene Lage in diesem Land,  die Vernachlässigung der eigenen Einwohner und den Untergang der abendländischen Kultur. Und dann kam auch noch eine Krankheit hinzu, die zu ernst ist, um sich damit zu infizieren, aber zu harmlos ist, um mit strengen Maßnahmen diese einzudämmen. Und jetzt wird euch auch noch das Fest weggenommen, dass euch förmlich legitimiert, die Hände abzusprengen, die Gehörgänge redundnant zu ballern und euch zur Besinnungslosigkeit zu besaufen. In der Tat hat nahezu jedes Fest der deutschen Kultur mit saufen zu tun, aber dazu später. Das Jahr hat ja noch nicht einmal begonnen.


Silvester.

"In normalen Zeiten" ein ungemein hirnrissiges Fest. Trotz des stetigen Mangels an der stets beklagten Liquidität stürmt ein Haufen Pyromanen kurz nach der staden Zeit los und feuert das Geld noch schneller für Böller und Raketen raus, als der Spaß am Ende funkelnd am Himmel prangt. (Und selbst das ist schon unzumutbar kurz).

Kleine Anekdote: Ich brauchte Brot. Und etwas Milch. Dafür brauchte ich Zeit. Viel Zeit. Denn hier offerierte sich mir der menschliche Abgrund, den man bei der Apokalypse erwarten darf. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Und Sie war versammelt in diesem Kaufland. Das notärschigste Getümmel seit… seit Heilig Abend… und dem erstbesten Werktag danach, um Geschenke umzutauschen. Die letzte Woche des Jahres spiegelt das wahre Gesicht des Deutschen. Immer in Hektik, und egoistisch an der Kasse drängelnd. Keine Gnade auf dem Schlachtfeld des Konsums. Bewaffnet mit den Kracher-Paketen „Paris“ und den Silvester-Packs „New York“,  obwohl man weder diese Stadt gesehen hat, noch den Amerikaner oder Franzosen leiden kann. Aber Hauptsache es ist laut.
Denn Silvester ist das Ende des kalendarischen Jahres und das muss mit viel Alkohol, noch mehr Gebumse und mit einem Minimum an Verstand gefeiert werden.
Dass die Kracher hier den pyromanischen Effekt eines Teelichtes haben, interessiert nicht. Und ich bin auch froh, dass es so ist. Denn mir reichen die paar polnischen Import-Böller in meinem Kiez, die den Eindruck erwecken, eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg wäre hoch gegangen. Zumindest Lautstärke und Kratertiefe im Straßenasphalt würden dafür sprechen.
Zurück zu diesem sinnentleerten Ereignis: Silvester (und speziell das Zünden der Kracher und Raketen) soll die bösen Geister vertreiben und somit Glück für das neue Jahr bringen. Doch wer hat dies jemals behauptet? Welcher Vollspaten hat diesen Blödsinn viral in die Welt posaunt? Und welcher Depp glaubt das noch?
"Hoffentlich wird 2021 besser!" "Endlich ist das Jahr vorbei!" Der falsche Gedanke, es liegt an der Zahl und der Runde um einen Feuerball, hält sich hartnäckig und lenkt davon Jahr für Jahr ab, dass es an einem selbst liegt.

Jedes Jahr wird es doch immer ein Stückchen "scheißer" und doch knallt es jedes Jahr ein Stückchen lauter. Und FRÜHER. In der Bundeshauptstadt erlebt man auf erschreckende Art und Weise, wie viele Berliner weder die Uhrzeit noch den Kalender beherrschen. Bereits kurz nach Weihnachten knallts wie das Bolzenschußgerät im Schlachtbetrieb.
Diese „Tradition“ besteht nunmehr gefühlte 1544 Jahre und mir scheint es, seitdem geht es bergab. Silvester ist schuld. Silvester verschandelt unser Land, vermüllt es! Unsere Bürger haben kein Geld mehr, weil sie alles im wahrsten Sinne des Worte „verbrannt“ haben und am nächsten morgen schimpft man wieder, dass man kein Geld hat und es hier überall aussieht wie Sau! Daran sind immer diese … (Minderheit bitte selbst einfügen) schuld!
Besonders lächerlich finde ich die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Um punkt 00:12 Uhr sitzt dann er/sie brunzvoll auf dem Bürgersteig und stopft sich zitternd die wirklich aller aller aller aller aller aller aller aller aller aller aller allerletzte Kippe im Leben ins Fressbrett und zündet sich mit dem Stummel dann die nächste wieder an. Aber der Versuch war es wirklich wert. Zur Belohnung knutscht man mit der nächsten Person die vorbeikommt. Egal welchen Ekelgrad diese/r haben mag. Ach Silvester. Der Startschuß für unverhältnismäßig viel Fitnessstudiowerbung in Funk und Fernsehen sowie Printmedien.
Zur Krönung wird dann noch irgendwo Dinner for One reingezogen und Silvester war genauso scheisse wie jedes Jahr. Wie gut dass man das immer so weit im voraus plant.

Der Tag danach ist dann nur ein stetes Leiden, geprägt von Kater, Scham, Verbrennungen und nicht eingehaltener Vorsätze. Was für ein Start! <3

Letzes Jahr sagten alle: 2020 wird sich alles ändern. Und dann passt es auch wieder nicht.

Na denn: Prosit Neujahr, Ihr Hechte!