1. Advent


Liebe Kulturfremde, die dieses Land bereisen und sich wundern, dass Kinder hier ihrer pyromanischen Ader freien Lauf lassen dürfen. Horcht auf!
Der 1.Advent ist ein kulturelles Ereignis, welches nüchtern betrachtet einen rein sadistischen Charakter hat. Kinder bekommen einen Kranz vorgesetzt, der wie bald auch der Weihnachtsbaum, bis zur Unkenntlichkeit mit Butlers und Depot-Artikeln verunstaltet wird. Darauf stehen 4 Kerzen.
An den letzten 4 Sonntagen vor Heiligabend wird eine der 4 Kerzen entzündet um die Wartezeit zu diesem spektakulären Tag der Geburt Jesu Christi in einem Fressnapf ins Unerträgliche zu ziehen.
Das Wort Advent stammt aus dem lateinischen „advenire“= nahen, heran kommen. Was naht denn? Offiziell: die Geburt des Sohn Gottes im christlichen Glauben. Inoffiziell: Geschenke bis zur kognitiven Reizüberflutung.

Aber mal ehrlich: Welcher kranke und sadistische Kinderhasser hat sich diesen Scheiss nur ausgedacht?
„Ey, kleiner Mensch! Hier hast du leicht brennbares Material und ein Feuerzeug. Nun kannst du eine Kerze anzünden und dann warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… und warten… usw.
Das Kind wird nun stets mit Blick auf diesen Kranz schmerzlich an den wundervollsten Abend unserer konsumgeilen Gesellschaft erinnert und die Wartezeit avanciert zu einer unerträglichen Tortur für die juvenilen Quälgeister. Diese eine Kerze brennt schon so unverschämt lange und es sind noch 3 weitere Kerzen bis zum gelobten Nirvana aus sinnentleertem Spielzeug und dem Geschenkpapiertsunami im Wohnzimmer.
Doch dieser perfide Unmensch, dieser verschissene Unhold des heimischen Wohles, der diesen Kranz in unsere Kulturlandschaft einschleuste, scheint auch ein unermessliches Maß an Masochismus zu besitzen, denn die Querelen des stetigen Nachfragens „darf ich jetzt eine neue Kerze anzünden?“ was bereits zum dritten mal nach 20 Minuten gefragt wird, kann man nur mit einem gewissen perversen Hang zur Selbstkasteiung erklären. „Nein, mein Kind! Erst musst du noch 7 mal schlafen, dann darfst du die zweite Kerze anzünden.“ So wird von den Kindern die letzten Wochen des Jahres als so lange empfunden, wie deren bereits verstrichenes Leben. 4 Wochen werden zu einer unerträglich langen Zerreißprobe für Eltern und deren Zöglinge. Ein weiteres unmenschliches Kapitel deutscher Kultur.


Nix mehr verpassen.

Vorname:
Nachname:
E-Mail-Adresse: *
* Pflichtfeld